Memoiren eines Kriegers (in Überarbeitung)
Eintrag 1
Ich bin Wolfhart Angbarar aus Winhall. Ich bin Krieger und glaube an Rondra und mein Schwert. Kampf gibt dem Leben Sinn, egal ob man gegen sich selbst, andere oder das Schicksal kämpft.
Ich lebe um zu kämpfen und kämpfe um zu leben.
Als Mann von Stand und Ehre habe ich meinen Kodex, meine Regeln. Regeln, die einen Krieger davor bewahren zum Mörder zu werden.
- Töte keine Kinder
- Vergewaltige keine Frauen
- Halte deine Versprechen
- Bestehle keinen Anderen
- Sei dir bewusst wieso du kämpfst
Ich habe die Erfahrung gemacht, das es wenig auf Dere gibt, von dem man sagen könnte es sei Gut oder Böse. Das meiste ist einfach da und schert sich einen Dreck darum wie es ist.
Es war in Havenna – Da hab ich einem Mann den Bauch aufgeschlitzt. Der Mann ist verreckt. Das hat gestunken war ekelig und grausig. Er hatte mich angegriffen weil er im Fieber einer sehr ansteckenden Krankheit war. Durch seinen Tot wurden viele andere vor der Krankheit bewahrt. Der Mann wollte aber sicher nicht sterben und er wollte auch sicher diese Krankheit nicht. Ich hab da lange drüber nachgedacht und bin mir absolut sicher das Rondra mich im Kampf sehen wollte. Also hat sie den Mann mit dem Fieber auf mich gehetzt.
Früher dachte ich, ich rette die Stadt vor dem Fieber und bekomme Ruhm und Ehre. Heute weiß ich, dass es mehr Schweine mit Ruhm und Ehre gibt, als eine Tanne Nadeln hat. Ich halt mich nicht an Gut und Böse, da erzählt mir jeder was anderes drüber. Ich halte mich an mein Gewissen, mein Gefühl und meinen Kodex. Das macht meine Ehre aus und ist das einzige was Sinn macht.
Eintrag 2
Es ist lange Zeit vergangen seit ich das letzte Mal Feder und Tusche zur Hand nahm. Kalte Nächte brachen über das Land herein und ich bin mit meinen Getreuen in den Norden gezogen. Chesus die faulige Ratte, hatte uns verraten und seine Seele verkauft. Im schwarzen Eis wollte er uns vernichten. Rondra weiß das ich an sie glaube, auch wenn ich nicht immer ihrer Werkzeuge das reinste bin. Rondra muss es wissen!
Ich schreibe das, geneigter Leser, nicht um dir eine Heldengeschichte zu erzählen und das Herz zu erfreuen, auch nicht um der Nachwelt ein Zeugnis zu geben von der Zeit in der Ich lebe, sondern weil ich ein Mann geworden bin und meine Gedanken klar seien müssen wenn ich ein guter Mann bleiben will.
Rondra, sei mir gnädig! Ich war nie dein Werkzeug. Ich habe dir in allem nachgeeifert, aber mit welchem Erfolg? Nein, ich bin kein Werkzeug! Von niemandem. Ich bin Wolfhart der Krieger, der Mann.
Aber bin ich auch der Mann der ich seien wollte und bin ich der Mann der ich seien muss?
Ich weiß es nicht; trotz dem ich sehr lange darüber nachgesonnen habe. Und mir scheint es, dass alles, was ich zu verstehen und zu wissen versuche mir ungreifbar bleibt. Selbst warum das so ist gibt mir Hesinde nicht preis.
Nach unseren Strapazen im ewigen Eis und den Verwirrungen durch den Krieg kamen ich und meine Getreuen nach Gareth zurück. Silia die mit uns von Havenna losgezogen ist war alsbald als Schwarzmagierin überführt und der örtlichen Gerichtsbarkeit ausgeliefert worden. Westragon verlor sein Leben im Eis. Nicht wenige von uns gaben Ragna, dem Druiden, und wenn nicht ihm dann Zurbaran die Schuld dafür. Rondra führte mein Schwert nicht zwischen Westragon und die dämonischen Klauen, was mich oft zweifeln lies. Nach der “Großen Schlacht” hatte Lariel, der Halbelf voller Temperament, sich entschieden nicht mehr mit mir weiter zu ziehen. Ich hatte ihm die Freiheit schon viel früher gewährt. Vielleicht sehe ich ihn einst wieder. Ach ja, ich darf Lilu, die Hexe, nicht vergessen. Sie hat mich durch Anderswelt hindurch begleitet und folgt mir weiterhin. Sie ist mutig für eine Hexe und ich kann nichts sehen, was sie zu meinem Feind machen könnte. Auch als Zurbaran uns Getreue verlies, konnte ich seine Schuld nicht sehen. Aber Jan sagt er kenne sie. Und wenn ein Geweihter sagt, dass er etwas wisse, glaube ich das. Und ich habe allen Grund Jan zu vertrauen.
Nicht nur in meinem Leben hatte sich viel, wenn nicht sogar das meiste verändert, sondern auch auf Dere.
So bin ich nicht mehr nur Wolfhart Angbarar, sondern ich bin Herr eines kaiserlichen Lehens. Auch hierüber war ich sehr nachdenklich. Viele Fragen stellte ich mir und wieder gab Hesinde mir keine Antworten. Ich bin nun für andere verantwortlich. Ich konnte mich nicht daran gewöhnen und war auf eine sonderbare Weise erleichtert, als mich der Comto Siegelbewahrer weit in den Süden zu sich rief. Ich vermutete Schicksalhaftes, aber ich konnte nicht ahnen dass ich meine Gefolgschaft, wie ich sie ein halbes Jahr zuvor in Gareth das letzte Mal sah, wieder treffen würde.
Wieder stehe ich als Krieger auf dem Feld. In Rondras Namen kämpfe ich um meinen Platz im Leben. Doch immer öfter muss ich mich entscheiden. Immer öfter schaut man auf mich und das was ich sage und tue. Und immer öfter habe ich die Menschen vor Augen, die weit im Norden darauf hoffen, dass ein Mann für sie da ist und ihre Sicherheit gewährt. Ich bin nicht mehr der einfache Krieger, wie an dem Tage, an dem ich die Akademie verließ. Doch bin ich heute nicht weniger als damals.
Heute weiß ich das meine Ehre noch etwas ausmacht, das ich vor über einem Langen Winter nicht gesehen habe. Mein Stand steht nicht für sich ein, auch nicht für die Privilegien, die er Genießt, und auch nicht für die Güter die er anhäuft, sondern er steht für seine Gefolgschaft ein. Männer wie ich, führen ein machtvolles Schwert. Sie herrschen über Menschen, Untertanen, die ihr Leben für ihren Herren und das Reich geben, wenn er sie ruft. Die überhaupt nur leben, weil ich ihnen mein Land gebe. Aber es ist mein Land und ich bin dafür verantwortlich, mit allem was sich darauf befindet. Jeder der ein solches Schwert in Händen hält, muss wissen welchen Schlag er damit führt. Ich bin der erste Krieger meines Lehens. Und das ist eine Ehre für mich.
Eintrag 3
Ich bin wieder Zuhause auf meinem Hof. Meinen Untertanen geht es trotz meiner langen Abwesenheit gut. Ich kann die grünen Wälder riechen, die saftigen Wiesen spüren und den weiß-blauen Himmel über mir herziehen sehen. Doch kann ich noch nicht einmal das warme Kaminfeuer am Abend genießen. Zu stark sind noch die Erinnerungen, die Schmerzen, die Kälte, des hohen Nordens.
Nachdem ich im Horasreich auf Geheiß des Comto Siegelbewahrer ein verwirrendes Ränkespiel erlebt hatte und am Ende in einen das Reich verändernden Strudel des Bösen gezogen wurde, aus dem uns nur noch der große Drache retten konnte, Landeten wir im Hafen von Havena. Es war eine ruhmreiche Rückkehr. Auch hatte ich genug Korn für Albernia im Gepäck, so dass ich mich für meine Bauern nicht mehr zu sorgen brauchte.
Doch es ist wohl so; das Böse zeigt sich immer dann, wenn man es am wenigsten vorhersieht.
Die Wilde Hatz brach sich im Palast ihren Weg. Ich kämpfte mit aller Kraft. Ich hoffte auf Rondra. Doch die Kälte war zu groß, die Übermacht zu gewaltig. Wir wurden ohne Hoffnung in der dämonischen Kälte eingeschlossen. Ich kann die Fratzen noch immer vor mir sehen. Carmanti, Höllenhunde. Bei Rondra, Firun, Angrosch und allen Zwölfen schwöre ich gegen diese Bestien zu kämpfen, wann immer ich ihnen begegne.
Ich kann noch immer nicht begreifen, was alles geschah. Wir haben Glorana bekämpft, ich bin Teil des göttlichen Wolfsrudels und wir haben wohl ein Kind gerettet, das einen unheiligen Samen in sich trägt. Doch was die Bedeutung all dessen war? Ich kann das Bild noch nicht zusammenfügen. Doch ich glaube das Rondra mich geleitet hat. Sonst wäre vielleicht sogar Coran gestorben. Und nun nehmen die Götter sich ihr Land zurück, das vom
Bösen besudelt wurde.
Ich habe unsere Gemeinschaft nicht geführt. Ich bin als einer der Wölfe Wahnfried gefolgt und ich habe gefühlt, dass ich nicht zum Gefolgsmann bestimmt bin.
Ich bin nicht nur zum Kampf Mann gegen Mann bestimmt, sondern ich werde auch um meinen Platz im Reich kämpfen, bei Rondra!