Es ist nicht einfach zu breschreiben
Es ist nicht einfach zu beschreiben. Es hängt sehr stark, wenn nicht sogar alleinig, davon ab was für ein Herz du in dir trägst. Du führst Ihn zwar, aber Er ist es, der dich wählt und Er ist es, der dir gestattet Ihn zu führen. Er prüft dich sehr genau.
Die Sonne war schon fast über die entfernten Berge im Osten hinweg gestiegen, als er seine Schwertkoppel noch einen halben Finger fester gürtete. Das braune Leder war schon speckig und an manchen Stellen schwarz geworden. Zwei silberbeschlagene Schwertscheiden hingen frei an seiner Hüfte herab und der schwarze Umhang aus dichtem, wenig verfilztem Fell, überdeckte sie beide zur Hälfte. Er drehte sich der aufsteigenden Sonne entgegen und atmete tief ein und aus. Lange sog er die kalte, frische Luft in sich hinein und schaute befriedigt dem Nebel seines Atems zu, wie er sich trollte, als wäre er froh endlich davon zu kommen. Die Schritte hinter ihm kamen, platschend im Matsch des Hofes, näher. Sie hielten wenige Meter hinter ihm an. “Euer Pferd und eure Habe für die Reise sind bereitet, wie ihr gewünscht habt, Herr”, sprach die raue, jahrelang gebrauchte Stimme, welche zu den Schritten gehörte. Er kehrte sich langsam zu dem Mann hin und zeigte ihm sein kantiges Gesicht. Er war nicht zu erkennen, denn die Sonne war hinter ihm aufgegangen und blendete den Mann gerade so sehr, dass er seines Herren Augen nicht sehen konnte. Dessen dunkelblauer Wappenrock schien tiefschwarz zu sein und allein sein Helm strahlte wie Silber.
Der Diener senkte den grauhaarigen Kopf und deutete eine knappe Verneigung an. “Ja, mein Herr, der grüne Ritter wird es so erfahren. Mein Herr. Wenn ich die Frage erbitten darf, wann werdet ihr zurück sein? Und,” er hielt einen winzigen Moment inne, “wünscht ihr noch weiter Dinge von mir erledigt zu wissen?”
Schneller nun wand sich der kräftige Mann im schwarzen Umhang wieder der Sonne entgegen und antwortete seinem Diener in Ruhe und mit einer nahezu unpassend klaren Stimme. “Erwartet meine baldige Rückkehr nicht. Ich werde nach Osten reiten. Dient dem grünen Ritter an meiner statt und lasst euch das Herz nicht grämen. Die Tafel in meiner kargen Halle soll bald fröhlichere Tage wieder sehen. Mit dem Wein des Südens und einem kräftigem Schluck Starkbier der Zwerge. In einer anderen Zeit, wenn das Reich wieder frei ist.” Nach einer knappen Pause, in der es Ihm schien als würde er sich diesen Traum nur arg genug wünschen brauchen, um darin gefangen zu werden, um aller Last zu entgehen, fügte er hinzu: “Ich wünsche sonst nichts weiter.”
Ohne weitere Worte führte der Diener die Verneigung jetzt zu Ende, kehrte um und ging zurück zum Haupthaus des Gutes. Dabei barg er die geballten Hände tief in sein Gewand um der Kälte zu trotzen und wirkte durch das Alter gebeugt.
Einen flüchtigen Augenblick lang dachte der bullige Mann, dessen rotblondes, an manchen kleineren Stellen um die Schläfen und Ohren bereits ergrautes, Haar unter dem stählernem Helm verborgen war, noch an diesen friedlichen Moment im Sonnenschein am Morgen. Dann sah er die sich öffnenden Auen hinter dem Wald am Ende des schmalen Weges auf dem er sein Ross nach Westen getrieben hatte. Das Land fiel hier dem Flusslauf folgend ab. Sein Land, das Land, dass er kannte und liebte, das Land seiner Väter. Wohl fühlte er, wenn er es auch nicht wusste oder verstand, dass er dieses Land, so wie er war und so wie es war, nie wieder sehen würde. Eine Traurigkeit umfing ihn, welche er ganz tief, so tief er es nur vermochte, in seinem Herzen verbarg. Disziplin, Treue und Pflichten sollen sie verschütten. Wieder trieb er Brego an noch schneller über die abfallenden Hügel nach Winhall zu reiten. Die Gräfin sollte jetzt wenigstens wissen, was einer Ihrer Ritter als nächstes tat.
Er lässt sich nur von dir führen, wenn du Ihm folgst. Eine Zweite neben sich wie Ihn, wird Er nicht dulden. Du könntest Zweien auch nie gerecht werden. Er ist Macht und damit Versuchung. Und den, der der Versuchung erliegen würde, verachtet Er.